In der Soziologie gilt die These, dass Generationen mit festen, unveränderlichen Merkmalen versehen seien, längst als überholt. Dennoch bleibt dieses Thema in der Praxis weiterhin äußerst relevant. Unsere Gesellschaft hat sich ein Bild von den unterschiedlichen Generationen gemacht, das vor allem im Arbeitsleben eine entscheidende Rolle spielt.
Vorurteile am Arbeitsplatz
Vorurteile gegenüber verschiedenen Altersgruppen sind allgegenwärtig. Ein typisches Beispiel: Der Babyboomer im Büro könnte überzeugt sein, dass die Generation Z nur noch mit dem Smartphone in der Hand dasitzt und sich vor der Arbeit drückt. Mit dieser Einstellung tritt er seinen jüngeren Kollegen gegenüber und sucht – meist unbewusst – nach Bestätigung für seine Annahme.
Das führt zwangsläufig zu Missverständnissen und Konflikten im Arbeitsalltag. Denn: Wer einmal ein bestimmtes Bild im Kopf hat, filtert die Realität so, dass die eigenen Vorurteile bestätigt werden. Statt offen aufeinander zuzugehen, bleiben die Generationen in festgefahrenen Denkmustern, dem „Generationendenken“, gefangen.
Denken in Schubladen: Warum unser Gehirn Vorurteile liebt
Auch die jüngeren Mitarbeiter der Generation Z haben vermutlich bereits ein Bild von ihren Babyboomer-Kollegen. Diese Vorurteile entstehen nicht zufällig. Unser Gehirn bevorzugt schnelles, automatisches Denken in festen Mustern – auch bekannt als Schubladendenken.
Warum? Weil es Zeit spart. Automatisiertes Denken ist weniger anstrengend, als jede Situation und jedes Verhalten neu zu bewerten. Das Gehirn nimmt Abkürzungen, um Energie zu sparen und schneller Entscheidungen zu treffen. Dieses Generationendenken mag im Alltag hilfreich sein, führt jedoch häufig zu ungerechtfertigten Annahmen und Konflikten zwischen den Generationen.
Der Einfluss sozialer Prägung
Ein weiterer Grund, warum wir bestimmten Altersgruppen bestimmte Eigenschaften zuschreiben, liegt in der sozialen Prägung. Die Gesellschaft, Medien und auch unsere eigenen Erfahrungen beeinflussen, wie wir andere wahrnehmen. Nachrichtenberichte, Filme oder Bücher vermitteln oft stereotype Bilder, die sich tief in unser Unterbewusstsein einprägen.
Wenn eine Altersgruppe etwa als „arbeitsfaul“ oder „technikfeindlich“ dargestellt wird, übernehmen viele Menschen diese Annahmen unreflektiert – selbst wenn sie im Alltag andere Erfahrungen machen. Solche Verallgemeinerungen verhindern jedoch einen echten Dialog zwischen den Generationen und fördern Missverständnisse.
Wie Generationendenken das Arbeitsklima beeinflusst
Das Generationendenken und die damit verbundenen Vorurteile und Stereotype bleiben nicht folgenlos: Sie wirken sich direkt auf das Arbeitsklima aus. Mitarbeiter, die ständig mit falschen Annahmen konfrontiert werden, fühlen sich schnell unverstanden oder sogar benachteiligt. Das kann nicht nur die Zusammenarbeit erschweren, sondern auch die Motivation und Produktivität senken.
Besonders problematisch wird es, wenn diese Vorurteile die Entscheidungsfindung in Unternehmen beeinflussen. Manager könnten etwa annehmen, dass jüngere Mitarbeiter weniger belastbar sind, während ältere Kollegen nicht mehr lernfähig seien. Solche Annahmen führen dazu, dass Talente nicht optimal gefördert werden – ein klarer Nachteil im Wettbewerb um die besten Fachkräfte.
Die Lösung liegt darin, sich regelmäßig zu hinterfragen: Welche Annahmen habe ich über andere Generationen? Sind diese wirklich gerechtfertigt oder basieren sie auf veralteten Vorstellungen?
Eine offene und wertschätzende Kommunikation ist der erste Schritt, um diese Denkmuster zu durchbrechen. Statt sich von Vorurteilen leiten zu lassen, sollten wir uns bemühen, Menschen individuell zu betrachten und ihre Stärken unabhängig vom Geburtsjahr zu erkennen. Nur so können Unternehmen ein inklusives Arbeitsumfeld schaffen, in dem alle Mitarbeiter – unabhängig von ihrem Alter – ihr Potenzial entfalten können.